Phantasialand Wintertraum: Voller Preis, halbe Leistung

Am vergangenen Sonntag, den 19.01.2020, haben wir uns auf den Weg gemacht, das Phantasialand und seinen Wintertraum einen Besuch abzustatten. Der Besuch war geplagt von unfreundlichem Personal, maroden Attraktionen und einer, die ab Mittag gar nicht mehr wollte.

Zugegebenermaßen waren wir recht spät unterwegs, das Navi meldete eine voraussichtliche Ankunft um 10:53, Gas geben war angesagt. An der Autobahnabfahrt angekommen (bzw. 500 Meter davor) war bereits Stau und das zog sich bis zum finalen Parkplatz. Wer sich beim Movie Park über Staus beschwert, hat sich das noch nie angetan.

Angekommen auf dem Mystery-Parkplatz, der erstaunlich voll war und bei dem neuerdings die fünf Euro Parkentgelt sofort beim Einfahren bezahlt werden müssen (wahrscheinlich, um die Abfahrt zu beschleunigen, was aber absolut nicht gelang, dazu später mehr), machte sich die Ernüchterung breit. Es war mittlerweile 11:20 Uhr und wir standen an, um endlich das „phantastische Land“ zu betreten, 11:31 Uhr war es dann endlich soweit, wir waren drin.

Nach der Fahrt war klar: Erstmal Toilettenpause: Schnell rechts abgebogen, auf die neuen Klugheim-Toiletten, der Gedanke: Die müssen ja noch sauber sein, es ist ja schließlich erst eine halbe Stunde geöffnet: Pustekuchen. Ein Urinfleck reihte sich an den nächsten, die Waschbecken waren dreckig, die Seife teilweise bereits entleert. Außerdem der Gestank unüberwindbar, zumindest für mich. Der dritte Minuspunkt an diesem Tag und es sollte nicht der letzte bleiben.

Nachdem auch das erledigt war, war das Ziel klar: Black Mamba, antizyklisch denken war die Devise. Auf dem Weg zum B&M Inverted Coaster bemerkten wir eine gewisse Tristesse in der Dekoration und einigen Renovierungsbedarf an den Fassaden rundum Colorado Adventure, außerdem fehlte der Schnee völligst, was vor allem letztes Jahr, für die benötigte Atmosphäre sorgte (und da war es genauso kalt, wie am Sonntag).

Lange Rede kurzer Sinn: Am Ende der Warteschlange angekommen, der nächste Schlag: Anstatt 5 Minuten Wartezeit ganze 30 Minuten! Obgleich man bereits den zweiten Zug eingleiste, war dies beschämend. „Deutschlands bester Freizeitpark“ hat also kein funktionierendes Wartezeitensystem, ähnlich Efteling, Walibi Holland oder Toverland?

Ob es zur Thematisierung gehört oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis, aber jeder, der schon mal bei der Black Mamba angestanden hat, weiß um diesen einen Wasserfall, der bei mir an diesem besagten Tag das Fass zum Überlaufen brachte. Wieso kriegt man es nicht hin, einen Wasserfall so zu bauen, dass die Wartenden nicht nass werden? Scheint ähnlich schwierig zu sein, wie Backstage-Türen in der Station zu schließen (eigentlich sehr interessant, aber leider auch sehr feeling-raubend) oder allgemeine Unfallverhütungsvorschriften zu beachten (§ 17 (1) BGV C2 / DGUV Vorschrift 19 – Schausteller- und Zirkusunternehmen). Ferner scheint es im Phantasialand neuerdings Mode zu sein, ältere Attraktionen verkommen zu lassen, der Zustand der Station ist mittlerweile leider als sehr bescheiden zu bewerten. Die langsamen und unmotivierte Mitarbeiter, die teilweise nicht thematische Kleidung trugen und deren Bügelkontrolle eher verhalten ausfiel, verstärkten eben diesen Eindruck.

Auch die extrem hohe Wartezeit bei Colorado’s Adventure sorgte nicht für große Lust, der Fakt, dass abermals nicht alle Züge in Betrieb waren, machte es aber nur schlimmer. Wir entschieden uns auf Tikal zu gehen, was sich auch nicht als bessere Idee zu entpuppen schien:

Die Wartezeit war moderat, 15 Minuten waren angeschlagen und die wurden es am Ende auch. Aber sofort fiel auf: Die Orange, die da bereits im Sommer lag, liegt immer noch auf dem Holzbalken und ist mittlerweile fast flüssig. Für (bis zu) 47,50 Euro erwarte ich deutlich mehr! Ferner waren die Mitarbeiter auch hier nicht besonders engagiert, das Handy / Tablet ständiger Begleiter, während der Fahrt, die sich, wie immer, als sehr lustig erwies. In einem Beruf, der aus Erfahrung sehr langweilig sein kann, ist es trotzdem nicht hinnehmbar, dass die Verantwortlichen ihre Aufmerksamkeit einem elektronischen Gerät und nicht den Gästen widmen.

Zwei weitere Tatsachen stießen sauer auf: Ein Ride Operator verließ während der Fahrt den Fahrstand, um sich mit seinen Freunden zu unterhalten und hatte so keine Chance mehr, rechtzeitig den NOT-AUS zu betätigen (§16 (1) BGV C2 / DGUV Vorschrift 19 – Schausteller- und Zirkusunternehmen). Der andere Ride Operator war währenddessen, wie soll es anders sein, am Handy. Vor Fahrtantritt wollte ein Ride Operator, dass wir die Plätze mit anderen Fahrgästen des anderen Turms tauschen, zum Mitschreiben sei gesagt: Aus 5 Metern Entfernung flüsternd versteht man einen Menschen nicht, vor allem nicht in einem Freizeitpark, wenn gerade der Zug von Colorado Adventure an einem vorbeirauscht. Unseren unwissenden Blick erfassend, verdrehte er die Augen, bis ein Fahrgast uns darauf hinwies, dass er meint, ob wir zu zweit seien. Von diesem Mitarbeiter, der leider kein Namensschild trug, möchte ich nie wieder gefahren werden, ihm nie wieder mein Leben anvertrauen. Die Vorgänge fanden um ca. 12 Uhr statt.

Nach unserer Fahrt wurde ein Turm abgeschaltet, die Wartezeit – phantasialandtypisch – künstlich erhöht.

Nach diesem Horror-Erlebnis also zum (noch) weltweit schnellsten Multi-Launch-Coaster Taron, der auch nicht im besten Licht erstrahlte: Die Q-Line war stark verdreckt, die neue Deko im Garten (Extended Q-Line) scheint eher ranzig, als thematisch passend und die Lackierung der „grünen Wand“ am Garten (Extended Q-Line) fängt auch langsam an zu rosten. „Ein Jahr noch und die ersten Risse treten auf“, so ein Kommentar eines anderen Gasts, der wohl mitkriegte, als wir von dieser Wand sprachen. Die Fahrt war ansprechend, leicht ruckelig, aber das lag wohl am Zug, die nächsten Fahrten waren deutlich sanfter.

Im Baobab-Snack im Themenbereich „Deep in Africa“ gab es, wie immer Jambalaya mit Huhn, wie immer sehr lecker und sättigend. Ein anderes Mitglied unserer Reisegruppe hatte da leider weniger Glück: Es befanden sich Haare in ihren Pommes, einfach eklig.

Auf dem Weg zum „besten VR-Coaster der Welt“ (*hust*), der mittlerweile eine Szene kürzer ist (Rückwärtsfahrt), fielen uns immer wieder viele nicht funktionsfähige Wartezeitenmonitore auf. Entweder fehlten diese gänzlich, waren schwarz oder zeigten eine Fehlermeldung. Es sind die kleinen Dinge, die einen Freizeitparkbesuch perfekt machen, beispielsweise diese wahnsinnige Detailverliebtheit im Efteling. Insgesamt erinnerte der Zustand nicht an „den besten Freizeitpark Deutschlands“, sondern eher an das Pre-Opening des Movie Parks in der Saison 2014 (Ich meine, dass das 2014 war).

An der weltweit längsten VR-Achterbahn angekommen, wurden wir von der Wartezeit erschlagen, die sich auf 120 Minuten belief, das war es uns wirklich nicht wert. Vor allem, weil die Achterbahn gar nicht so gut und die Umsetzung gar nicht so spektakulär sind, also ging es zur Hollywood-Tour, die das erste Mal in meinem Beisein so voll war, dass die Wartenden bis draußen standen, aber dass wir warten mussten war uns klar, also rein da.

Die Hollywood-Tour erinnert immer mehr an das alte Ice Age Adventure, das ebenfalls immer mehr verkam und an Charme verlor. Die emporsteigenden Haie haben keine Zähne, deren Korpus ist mittlerweile eher grün, als grau. Alles summiert sich mit der Zeit zu einem großen, leider stark negativen, Gesamtbild. Als dann noch die orientalische Szene ausfiel, war die Stimmung endgültig am Boden angelangt.

Generell wollte an diesem Tag keine gute Stimmung aufkommen, das war aber nicht nur bei uns so. Viele Gäste machten einen nicht-gut-gelaunten Eindruck. Die mittlerweile bröckelnde Fassade des Hotels Ling Bao trug ihren Teil zu diesem Eindruck bei.

Nachdem ich bei meinem letzten Blog-Eintrag bereits über die Quick-Pass-Politik des Phantasialands meine Meinung geäußert habe, schreibe ich dies hier nicht erneut nieder. Das heißt nicht, dass es mich weniger stört, im Gegenteil. Je länger man wartet, desto schlimmer ist es, wenn man sich gerade geordnet hat, dass man gemeinsam fahren kann und dann zwei QP-Nutzer den ganzen Plan ruinieren. Das passiert, wenn man aus allem noch Geld herausquetschen möchte.

Dann kamen wir auf die glorreiche Idee, mit Crazy Bats zu fahren, die Wartezeit müsste doch mittlerweile gesunken sein: Ja, sie ist gesunken, denn der Wartebereich war geschlossen. Ob aus technischen, finanziellen oder personellen Gründen ist zwar nicht überliefert, ein weiterer Minuspunkt ist es trotzdem, also auf zu Tikal:

Wieder waren beide Ride Operator an ihren elektronischen Taschenhelfern, aber das waren wir ja mittlerweile gewohnt. Was aber auffiel war, dass die Thematisierung von Colorado Adventure langsam den Geist aufgibt und grünlich wirkt. Einen Klopper haben die beiden dann aber doch gebracht: Tikal hat manchmal Probleme, die Bügelfreigabe zu erhalten, damit die Fahrt starten kann. Da die beiden Fahrsysteme (soweit ich weiß) prinzipiell unabhängig sind, haben beide auch ihre eigenen Bügelfreigaben. Unser Turm hatte bereits die Freigabe, der andere, der vom Augenroll-Mitarbeiter betreut wurde, nicht. Dieser ließ dies den anderen Mitarbeiter machen, weil er „zu faul“ sei. Meine sofortige Reaktion: „Ich hoffe mal, im Falle des Falles ist er nicht zu faul, die Techniker anzurufen.“ Einfach verantwortungslos und unprofessionell!

Danach ging es wieder zu Taron dessen Mülleimer mittlerweile überliefen, eine Säuberung aber nicht in Sichtweite schien und der Gang zu Kornmüllers Crepes die einzige Wahl war, meine mitterweile äußerst bescheidene Meinung zu lindern. Zum ersten Mal an diesem Tage konnte ich freundliche Phantasialand-Mitarbeiter entdecken, die offensichtlich Spaß an ihrem Beruf hatten, endlich. (Wir schrieben mittlerweile 18 Uhr)

Beim Warten auf unsere Fahrt bei Winja’s Fear fiel uns wieder ein Handy auf: Der Ride Operator bei Winja’s Force bediente sein Handy offenkundig. Was soll ich dazu sagen? Die Fahrt war dafür durchaus lustig, obgleich unsere Gewichtsverteilung zu wenig Rotation führte.

Den zweiten und letzten freundlichen Mitarbeiter des Phantasialands trafen wir dann bei „Tittle Tattle Tree“, der endlich Freude aufkommen ließ. Die Fahrt erwies sich als überraschend lustig. Wir haben das Fahrgeschäft zu lange zu sehr unterschätzt.

Unsere letzte Fahrt des Tages widmeten wir erneut Taron, dessen Garten mittlerweile in einen äußerst unangenehmen Gestank gehüllt war, dessen Beleuchtung unangenehm flackerte und dessen Mülleimer immer noch nicht geleert worden waren.

Aber das alles war noch nichts im Gegensatz zu unseren Erlebnissen bei der Abreise: Wir brauchten ganze 20 Minuten, um vom Parkplatz an den Berlin-Eingang zu gelangen, dutzende Liter Sprit wurden so unnötig in die Umwelt geblasen, Hunderte Menschen verärgert. Nach einem Fast-Unfall mit einem anderen Autofahrer, der meinte, dass der Rückwärtsgang gleichbedeutend mit dem Vorfahrtszeichen sei, waren wir dann endlich befreit und konnten die Heimreise antreten.

Morgens machte ich die Aussage „Hier fahre ich nie wieder hin!“, so schlimm wird es wohl nicht, aber meiden werde ich diesen Freizeitpark in nächster Zeit auf jeden Fall. Da fahre ich lieber ins Efteling, Walibi Holland, Toverland oder in den Movie Park Germany, da ich denke, dass man für so viel Geld, viel, viel mehr erwarten kann und darf.

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Comments (1)

  1. Pingback: Rookburgh, F.L.Y. und die üblichen Verdächtigen im Phantasialand – Freizeitpark-Blog.com

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